Asbest in Thermoskannen
Asbest ist hochgiftig. Deshalb ist es seit 1994 in der Schweiz verboten. Ein Labortest des K-Tipp zeigt jetzt: Der gefährliche Stoff wird trotzdem noch verwendet – in Thermoskannen.
Inhalt
K-Tipp 06/2010
20.03.2010
Letzte Aktualisierung:
24.03.2010
Daniel Jaggi
Das Bundesamt für Umwelt ist zuständig für die Durchsetzung des Asbestverbots. Nachdem der K-Tipp das Amt Mitte März informiert hatte, dass bei Stichproben mit Thermoskannen Asbest gefunden worden war, reagierte die Behörde unverzüglich: Biologe Eduard Back veranlasste via Kantonslabore einen sofortigen Verkaufsstopp für diese Kannen. Mediziner sind sich einig: Schon geringste Mengen Asbestfasern können Krebs auslösen.
Das Bundesamt für Umwelt ist zuständig für die Durchsetzung des Asbestverbots. Nachdem der K-Tipp das Amt Mitte März informiert hatte, dass bei Stichproben mit Thermoskannen Asbest gefunden worden war, reagierte die Behörde unverzüglich: Biologe Eduard Back veranlasste via Kantonslabore einen sofortigen Verkaufsstopp für diese Kannen. Mediziner sind sich einig: Schon geringste Mengen Asbestfasern können Krebs auslösen.
Schwarze Punkte an der Innenwand: Asbest
Einen Tag zuvor hatte der K-Tipp acht zufällig ausgewählte Thermoskannen mit gläsernem Innenbehälter vom spezialisierten Labor Aatest in Lenzburg AG untersuchen lassen. Dabei entdeckte Testleiter Benny Romer in zwei Produkten asbesthaltiges Isoliermaterial: Es sind Distanzhalter aus Chrysotil, einem Weissasbest mit flauschigen Fasern. Sie trennen die beiden Wände des gläsernen Innenbehälters. Bei einem Blick ins Innere der Kanne sind sie als schwarze Punkte an den Seitenwänden erkennbar.
Je eine der asbesthaltigen Kannen stammte von Manor und aus der Landi (siehe unten). Beide Läden versicherten dem K-Tipp, die Kannen umgehend aus den Regalen zu nehmen. Aber einen öffentlichen Rückruf gebe es voraussichtlich nicht. Die Gefahr, Asbestfasern einzuatmen, ist nicht zu unterschätzen. Thermosflaschen mit gläsernem Innenteil sind äusserst fragil. «Geht das Glas einer Kanne mit Chrysotil kaputt, reichen die frei werdenden Fasern aus, um einen Raum vollständig zu kontaminieren», erklärt Walter Dormagen vom TÜV Rheinland (D). Der Chemiker des Testinstituts fand allein dieses Jahr in Deutschland bereits mehrere Isolierflaschen mit Asbest.
Bundesamt für Umwelt wartete ab
Jährlich sterben weltweit rund 100‘000 Menschen an den Folgen von Asbest. In der Schweiz sind seit 1939 über 1100 Arbeiter umgekommen. Sie hatten beruflich mit asbesthaltigen Produkten zu tun. Asbest galt lange Zeit als Wunderfaser. Es ist hitzebeständig, strapazierbar, isolierend und vor allem günstig. Gefährlich sind die Fasern wegen ihrer geringen Grösse. Dadurch dringen sie beim Einatmen tief in die Lungenwände ein. Dort verändern sie das Gewebe und verursachen unter anderem Krebs.
Beim Bundesamt für Umwelt wusste man bis anhin nur, dass im Ausland asbesthaltige Kannen aufgetaucht sind. Biologe Back: «Wir hatten keinen Hinweis, dass solche Flaschen auch in der Schweiz verkauft werden.» In Deutschland wird seit zwei Jahren systematisch nach kontaminierten Kannen gesucht. 2009 untersuchte beispielsweise das Gewerbeaufsichtsamt Bayern 16 Thermoskannen. Ergebnis: In 13 Produkten fand man Asbest. Und im Januar dieses Jahres verschenkte die deutsche Post 3000 Mitarbeitern asbesthaltige Thermoskannen. Alle mussten nun vernichtet werden.
Auch im Rapex, dem europäischen Schnellwarnregister für gefährliche Konsumgüter, sind viele asbesthaltige Thermoskannen aufgeführt. Trotz dieser klaren Hinweise haben die für Asbest zuständigen Behörden des Bundes bisher keine Untersuchung eingeleitet.
Zwei Kannen sind gefährlich
Enthielten Asbest:
- Inox, 1-Liter-Isolierkanne, ohne Bezeichnung (Fr. 19.90), Manor
- Theos, 2,5-Liter-Isolierkanne (Fr. 129.–), Landi
Manor und Landi nehmen bereits gekaufte Thermoskannen zurück.
Die im Labor getesteten Isolierflaschen mit gläsernen Innenbehältern von Migros, Coop, Casa, Otto’s und Ikea enthielten kein Asbest.